Lebensbasis

1 Sep 2018

Es zeugt nicht von Intelligenz, danach zu streben auf dem Friedhof der Reichste sein zu wollen. Es ist wichtiger, wie ein Sämann unverzagt zu säen. Der sät auch in hoffnungslosen Fällen. Jeder und jede soll eine Chance haben. Wenn wir unsere Prioritäten richtig setzen, bringen fruchtbare Samen bis zu 100-fachen Ertrag. Das gilt auch für das kleinste Samenkorn, das Senfkorn, das den größten Baum hervorbringt. Dieser Vergleich trifft genauso auf Menschen, wie auf Böden zu. Auf fruchtbaren Äckern könne wir sehen, wie wertvoll es ist, wenn Lebensmittel, Mittel zum Leben, wachsen. Ohne Lebensmittel auf Äckern kein Mittel zum Leben! Alles Leben auf diesem Planeten hängt von einer 25 - 30 Zentimeter dünnen fruchtbaren Erdschicht ab. Ohne fruchtbare Böden keine Zivilisation: kein Weizen und kein Wein, kein Rasen und keine Rose, kein Flora, kein Fauna und kein sauberes Wasser.
Boden ist unsere Lebensbasis, der in geradezu unvorstellbarer Vielfalt und Fülle voller Leben ist. Wer weiß schon, dass eine Handvoll Boden mehr Lebewesen enthält als Menschen auf der ganzen Erde wohnen? Und wer ahnt, das Böden doppelt so viel CO2 speichern, wie die globale Vegetation und die Atmosphäre zusammen?
Boden speichert Treibhausgase, ist ein Wasserreservoir, ernährt uns und bietet Lebensraum für Menschen, Pflanzen und Tiere, er baut Schadstoffe ab, produziert Biomasse, ist Lagerstätte für Rohstoffe und beinhaltet das Archiv der Natur- und Kulturgeschichte. Die Geschichte der Menschheit ist auch eine Geschichte ihrer Böden. Doch durch den Klimawandel und durch die chemische Landwirtschaft verlieren wir zur Zeit täglich Millionen Tonnen fruchtbare Erde. Aber täglich werden wir eine Viertelmillion Menschen mehr. Nur ein neues Bodenbewusstsein und eine neue Bodenkultur werden bewirken, dass wir den Hunger überwinden. Der Verlust an fruchtbarem Boden war historisch oft der Beginn des Niedergangs einer ganzen Kultur, zum Beispiel beim Niedergang des römischen Reiches. Der Erosion der Böden im gesamten Mittelmeerraum folgte jene der Zivilisation. Mit der zunehmenden Erderwärmung, dem rasanten Fortschritt der Bodenverluste und dem immer brutaleren Artensterben, bereiten wir die größte Zivilisationskatastrophe der Menschheit vor.

Lasst Kohle, Gas und Öl im Boden, nutzt Sonne, Wind und Wasserkraft, wie es die Natur vorgesehen hat. Arbeitet und wirtschaftet nicht länger gegen die Natur, sondern mit ihr. Überwindet die »perverse Logik« des unendlichen Wachstums in einer endlichen Welt. Dringend geboten ist »eine Ethik des Genug«.

Durch Fürchten und Sorgen wird nichts besser. Unsere Furcht belastet nicht nur unseren Leib, beklemmt das Herz, lässt die Muskeln erschlaffen, hemmt die Drüsenfunktion, greift die Nerven an, sie lastet auch auf der Seele und liegt wie eine Gewitterwolke über unserem Leben. Wohl dem, bei dem die Samen auf fruchtbaren Boden fallen.